Das neue Philosophie Magazin erscheint am Donnerstag, den 16. Juli 2015, mit folgenden Top-Themen:
Titeldossier: Braucht mein Leben ein Ziel? / Syriza-Vordenkerin Chantal Mouffe im großen Gespräch: „Konsens ist das Ende der Politik!“ / Hartmut Rosa über Selbst-Zensur im Zeitalter von Münkler-Watch / Kulturkampf in Baden-Württemberg: Was steckt hinter den Bürgerbewegungen gegen die Gender-Theorie?
Braucht mein Leben ein Ziel?
Das Leben ist eine Reise – und wohin wollen Sie? In der Frage nach dem Lebensziel prallen zwei menschliche Sehnsüchte aufeinander. Die nach einem tätigen Leben in sinnvoller Selbstbestimmung. Und die nach einer tief entspannten Existenz in lustvoller Gelassenheit. Wie sähe ein Leben aus, dessen Ziel darin bestünde, beide Ideale miteinander zu vermitteln?
Chefredakteur Wolfram Eilenberger:
„An Zielen lässt sich wachsen, sie reduzieren Komplexität, geben Struktur und erhöhen die Alltagsresistenz. Und doch: Kennt nicht jeder von uns zahlreiche Menschen, die in tiefer Unzufriedenheit ob ihrer nicht erreichten Ziele in einer permanenten Aktivitätsneurose stecken? Menschen, Freunde, die im wahrsten Sinne des Wortes nur noch hohl drehen? Gib dir ein Lebensziel, und du gibst dir eine Lebenslüge.“
Philosoph und Bestsellerautor Wilhelm Schmid („Gelassenheit“) erklärt, wie man sein Lebensziel findet:
„Das war der Tiefpunkt meines Lebens, eine Phase des absoluten, gewollten Rückzugs. Ich wollte mich nur noch dem reinen Denken widmen, habe alles andere vernachlässigt: Beziehungen, auch Ernährung, auch Trinken … Rückblickend eine sehr gefährliche Zeit … Ich war dermaßen am Ende, dass ich die Rasierklinge neben mir bereithielt. Und just in dieser Situation, die sich über mehrere Wintermonate erstreckte, an dem Nullpunkt meines Lebens, überfiel mich, von woher auch immer, die Idee: „Du musst das Leben von Grund auf neu lernen!“
„Es herrscht die implizite Norm „du musst im Hier und Jetzt leben!“ dabei ist nichts uninteressanter als das!“
„Konsens ist das Ende der Politik“ – Die Politologin und Syriza-Vordenkerin Chantal Mouffe liefert im großen Gespräch die Theorie zum Griechenland-Konflikt:
„Syriza ist eine Parteibewegung. Sie verfolgt ein klares hegemoniales Projekt, einen echten Systemwandel. Wenn ich darüber nachdenke, wie radikale Politik umzusetzen ist, sind dies für mich die beiden Musterbeispiele: Syriza und Podemos, eine Synergie zwischen radikaler Bewegung und Partei. Das nenne ich Linkspopulismus.“
„Radikale Politik ist eine Politik, die wirklich versucht, Machtverhältnisse zu ändern. Da, wo schon demokratische Institutionen bestehen, sollte sich das emanzipatorische Projekt als immanente Kritik begreifen – mit dem Anliegen, diese Institutionen zu radikalisieren, neue Formen der Machtverhältnisse und neue politische Identitäten zu schaffen.“
„Die sozialdemokratischen Parteien finden sich damit ab, dass es zur neoliberalen Globalisierung keine Alternative gebe. Alles, was sie anbieten, ist die neoliberale Globalisierung etwas menschlicher zu gestalten: ein kleines bisschen Verteilungsgerechtigkeit, aber kein Gegenmodell. Das ist der Grund, warum wir heute keine agonistische Debatte haben und warum die repräsentative Demokratie in der Krise steckt.“
Hartmut Rosa über die Schere in unseren Köpfen:
„Achtung! Diese Kolumne könnte Sie provozieren! Könnte es sein, dass Intelligenz vererbt wird? Könnte es sein, dass eine sexuelle Beziehung zwischen einem Erwachsenen und einem Kind nicht in jedem Fall schädlich für das Kind ist? Könnte es sein, dass es zwischen Menschen unterschiedlicher Hautfarben biologisch verankerte Unterschiede gibt im Blick auf moralische und intellektuelle Fähigkeiten? Könnte es sein, dass der Holocaust historisch gar nicht einzigartig ist? Könnte es sein, dass Inklusion im Unterricht sowohl der Klasse als auch den Kindern mit Behinderung schadet? … Wer aber schon den Fragen mit dem moralischen Holzhammer begegnet und damit den Fragenden mundtot zu machen versucht, erzeugt und reproduziert in Wahrheit die Bedingungen der Möglichkeiten von Rassismus, Sexismus, Faschismus und Antisemitismus.“
Bürgerbewegungen gegen die Gender-Theorie – Was steckt dahinter? Analyse von Nils Markwardt
„In Baden-Württemberg, wo bereits seit bald zwei Jahren ein Kulturkampf um den von der grün-roten Landesregierung vorgelegten Bildungsplan tobt, der etwa auch schwule, lesbische oder transsexuelle Identitätsmodelle in den Unterricht einbeziehen will, demonstrierten in Stuttgart jüngst mehrere Tausend Menschen gegen „Genderwahnsinn“ und „Bürger-Umerziehungsprogramme“. Für den grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, der für eine Wiederwahl kommenden März auch bei der konservativen Klientel punkten muss, könnte dies noch zum Problem werden.“
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Sabine Schaub, Schwindkommunikation, Knesebeckstr. 96, D-10623 Berlin, Tel: +49 – 030 31 99 83 20 s.schaub@nullschwindkommunikation.de, www.schwindkommunikation.de