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Das neue Philosophie Magazin – ab Donnerstag, den 07. Januar 2016

Die Ankunft von einer Million Flüchtlinge zwingt Deutschland, sich neu zu erfinden. Dieser Wendepunkt in unserer Geschichte hat die Redaktion des Philosophie Magazins zu einer ungewöhnlichen Ausgabe veranlasst.  27 der bedeutendsten Denker unserer Zeit waren eingeladen, je eine zentrale Frage der Flüchtlingskrise zu beantworten. Entstanden ist dabei ein Dossier, das unsere Ängste und Sorgen ebenso ernst nimmt, wie es unsere Gestaltkraft beflügelt. Ein außerordentliches Zeitdokument, das die Komplexität der Krise philosophisch durchdringt und gleichzeitig Mut macht: Natürlich schaffen wir das! Aber wie?

TITELDOSSIER:
Was tun? 27 Philosophen beantworten die drängendsten Fragen der Flüchtlingskrise
In seiner Einleitung stellt Chefredakteur WOLFRAM EILENBERGER klar:  „2015 markiert das Ende der zentralen Lebenslüge einer ganzen Europäischen Generation. Ich spreche von der verstohlenen Hoffnung, das konkrete Leid, das in den Ländern des Nahen Ostens, Asiens und Afrikas den Alltag von Milliarden Menschen bestimmt, ließe sich auch für die kommenden Jahrzehnte lebensweltlich auf Distanz halten.“ Die Herausforderungen sind enorm. Das Gleiche gilt für die Chancen.  Deutschland steht vor große Fragen: der globalen Verantwortung, der nationalen Identität, der Zukunft unserer offenen Gesellschaft.

Diese Denkerinnen und Denker geben Antworten:
Aleida Assmann / Paolo Flores d`Arcais / Armen Avanessian / Suleymane Bachir Diagne / Timan Borsche / Fritz Breithaupt / Heinz Bude / Marc Crépon / Michael Hampe / Rainer Forst / Gunter Gebauer / Volker Gerhardt / Hans Ulrich Gumbrecht / Lamya Kaddor / Hilge Landweer / Claus Leggewie / Reinhard Merkel / David Miller / Susan Neiman / Rupert Neudeck / Julian Nida Rümelin /  Robert Pfaller / Hartmut Rosa / Peter Singer / Barbara Vinken / Harald Welzer / Heinz Wismann 

ZITATE aus den Antworten:
„Das Konzept einer globalen Verantwortung ist nicht nur eine Überforderung, sondern sogar gefährlicher Unsinn (…) Wir leben längst in einer hochdynamischen Welt, in der wir im Grunde auch keine eindeutige Verantwortung mehr für uns selbst übernehmen können. Aber das muss, das kann und das darf uns nicht daran hindern, uns mit den anderen, mit allen anderen, verbunden zu fühlen.“  Hartmut Rosa

„Dass sich Auschwitz wiederholt ist extrem unwahrscheinlich. Die Lehre aus der Geschichte kann aber auch heißen: „Nie wieder ein solcher Mangel an Mitgefühl gegenüber Menschen, die am Nullpunkt ihrer Existenz angekommen sind und auf unsere Unterstützung hoffen! (…) Die Erinnerung an die NS-Zeit weist also nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die Zukunft.“ Aleida Assmann

„Die Annahme, unter Hunderttausenden von Flüchtlingen aus Herkunftsländern des internationalen Terrors befinde sich kein einziger mit der Neigung zu Anschlägen im Inland, wäre nicht nur naiv, sondern verantwortungslos.“
Reinhard Merkel

„Bereits Balzac ließ die glühende Leidenschaft der Araber den französischen Charme blaß aussehen und riss die Frauen dahin (…) Sollten wir nicht hoffen, dass die neuen Männer, seien es Syrer oder Araber, wie die Italiener, die ins Land kamen, ihren Frauenkult mitringen und altdeutsche Ängste, beschämen, bezwingen?“ Barbara Vinken

„Nun sind sich die Deutschen noch zu Europameistern der aktiven Flüchtlingshilfe geworden. Neben dem sichtbaren Anlass zum kollektiven Narzissmus gibt ihnen dies eine objektive Aura moralischer Schönheit.“  Hans Ulrich Gumbrecht

„Dieses Geschenk der Deutschen, dass man erst mal ohne Bezahlung eine Unterkunft, einen Schlafplatz und eine Vollversorgung plus Taschengeld bekommt, muss durch eigene Anstrengungen beantwortet werden. (…) Das schlimmste Hindernis der Integration sind die Untätigkeit und Passivität, zu denen das deutsche Asylbewerbersystem nicht nur neigt, sondern die es verfügt.“  Rupert Neudeck

„Für eine erfolgreiche Integration von Zuwanderern und Flüchtlingen gibt es eigentlich keinen anderen Indikator als die erfolgreiche Integration von Zuwanderern und Flüchtlingen. Das heißt: Im Erfolgsfall merkt man gar nichts. (…) Um Demokratie widerstandsfähig zu machen, muss man aufhören, jegliches unerwartetes Geschehen als Krise zu deuten, und stattdessen mit einem permantenten Gestaltwandel der Gesellschaft und damit auch einem Wandel der jeweiligen Anforderungen rechnen lernen.“ Harald Welzer

„Das Leben auf der ethnisch und (a)religiös homogenen Wohlstandsinsel ist passé, die Welt steht in Flammen. (…) Masseneinwanderung ist die neue Wirklichkeit. Sie wird heftig und gelegentlich zum Verzweifeln sein. Aber es bleibt dabei: Dies gibt Europa, dessen politische Union schon in Scherben zu liegen scheint, die Chance zum Austritt aus seiner Müdigkeit und Zerrissenheit.“  Claus Leggewie

Außerdem:
„Ist der Krieg gegen den IS gerecht?“
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NUDGES
Der kanadische Philosoph Adrien Barton seziert sechs dieser Manipulationstechniken dieser „Anstupser“, die uns dazu bewegen wollen, Gutes zu tun

„Die Natur muss ins Parlament“
Der Soziologe und Wissenschaftsphilosoph Bruno Latour fordert, die Erde nicht länger nur als Objekt politischen Handelns zu begreifen.

„Kapitalismus ist heute vor allem Zauberei“
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