Vom Leben und Sterben: Verstörende Schicksale in Lea Söhners Erzählung „Die Vögel singen weiter“   

September 2023 – Dies ist eine wunderbare kleine Erzählung vom Leben und Sterben, die unsentimental und doch ergreifend ist. Die schlichte und knappe Erzählweise, die in den Lebensläufen fast ein ganzes Jahrhundert spiegelt, eröffnet eine Welt verstörender oder seltsamer Schicksale.

Lea Söhner
Die Vögel singen weiter
Vom Leben und Sterben.
Erzählung, 152 Seiten, Tredition Hamburg 2022
ISBN 978-3-347-66902-4

Unter der Buche im Friedwald liegt die Asche von Isas Mann begraben. Sie sitzt am Baum und zieht Resümee aus den schwierig-schönen gemeinsamen Jahren. „… wir hatten Geliebte nebenbei und unsere Ehrlichkeit war schonungslos. Wir liebten Bach-Kantaten und sind uns schrecklich auf die Nerven gegangen. Wir brüteten schräge Ideen aus (darin warst du Meister!), wir konnten unsere Gedanken lesen, liebten Tantramassagen und sangen im Kirchenchor ... “

Die Erinnerungen weiten sich. Da ist ihre Großmutter, die mit dem Verlust ihrer beiden Söhne ringt und die daran festhält, dass der Ältere nur vermisst sei. „Vermisst ist nicht tot“, sagt sie immer wieder, bis sie daran zerbricht. Isas Großvater dagegen, beschließt zu sterben und stirbt kraft seines Gottvertrauens innerhalb der beabsichtigten zwei Wochen. Im Gegensatz zu Isas Großeltern war ihre Schwiegermutter Irmgard als Jugendliche Nazi-Anhängerin und hätte sich und ihren Sohn am Kriegsende erschießen sollen, wie es der Rest ihrer Familie getan hat. Sie wählt das Leben und erst im Alter den Freitod.

Tragisch auch das Schicksal von Schwester Gertrud, einer genialen Hebamme. Nach tausend Geburten überfährt sie in einem unaufmerksamen Moment ein Kind, das sie selbst ans Licht der Welt brachte. Sie wird damit genauso wenig fertig, wie Friedrich, der das Leben seines Bruders leben muss, weil dieser als Kind von einer Handgranate zerfetzt worden ist.

So entfaltet sich ein Kaleidoskop aus immer neuen Bildern von Menschen, die miteinander verflochten sind. Geschichten von Reue, Versöhnung, Liebe und Schuld, die einen lange nicht loslassen. Sie sind von schöner Einfachheit und raffinierter Komposition. Mal traurig, mal heiter und immer optimistisch.

Die Autorin
Lea Söhner, geboren 1958 im Schwäbischen, studierte Diakonie und Religionspädagogik und arbeitete zehn Jahre als Diakonin in der kirchlichen Sozialarbeit. Mehrere Jahre hielt sie sich in England, Israel, Indien und Südamerika auf, dann absolvierte sie eine Ausbildung zur Psychotherapeutin. Nach Aufbau und Führung von zwei Instituten für Tantramassagen (Dakini) in Stuttgart und Zürich lebt die Autorin heute am Lago Maggiore und schreibt gerade an einem neuen Roman. Lea Söhner veröffentlichte 2017 den Familienroman Vielleicht im Himmel einmal, Silberburgverlag Tübingen.

Pressekontakt
Sabine Schaub,  Tel: 030 31 99 83 40, mobil: 0172 799 7566, E-Mail: s.schaub@nullschwindkommunikation.de