Ilsebill salzt nach. Carmen-Francesca Banciu schreibt Briefe aus Wewelsfleth

Berlin, im Februar 2023.- Sie sitzt an seinem Schreibtisch, kocht in seiner Küche, meditiert über seine kleine Eisenpfanne – Carmen-Francesca Banciu war einen langen kalten Frühling in Wewelsfleth, im Haus von Günter Grass. Und stellt Fragen – an ihn und auch an sich selbst: verspielt, streng, neugierig. Und sie zieht mit einem Augenzwinkern Parallelen zwischen seinem und ihrem eigenen Leben. Entdeckt Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Denn „Plötzlich ist er da. Ungerufen. Unabweisbar. Günter Grass, der Hausherr von einst. Um in ihre Töpfe hineinzuschauen. Während sie, gedankenverloren, in seiner Küche kocht.“

Damit beginnt ein fiktives Gespräch der Autorin Carmen-Francesca Banciu mit dem Nobelpreisträger, dessen Haus sie zur Zeit der Pandemie bewohnt: „Warum bist Du ausgerechnet nach Wewelsfleth gezogen, an einen Ort, den kaum jemand kennt! Oder ist jeder Ort bedeutend und geheimnisvoll, sobald man ihm Neugier und Aufmerksamkeit schenkt?“

Und so macht sich die Briefeschreiberin auf den Weg, um das Weltdorf zu erkunden – den Friedhof, die Bäckerei, die Werft – und um die Toten und die Lebenden nach deren Geschichte zu fragen. In Kirchenbüchern zu stöbern. Fast vergessene Spuren zu entdecken. Die seltenen Fußgänger in den verwaisten Gassen des Dorfes anzuhalten: Haben Sie Günter Grass gekannt? 

Für einen Graphomanen hält sie ihn, bis sie selbst in seinem Arbeitszimmer, an seinem Schreibtisch sitzt, durchs Fenster auf die gegenüberliegenden Gräber blickt und über den Butt, die unsterbliche Ilsebill oder einen tanzenden Stuhl nachdenkt. Und er in ihren Träumen auftaucht: „Heute Nacht habe ich einen Brief bekommen. Eine Bildnachricht. Von Dir gezeichnet. Ich sitze an Deinem Schreibtisch, dort, wo Du nicht nur den Butt geschrieben hast. Ich kann mich auf dem Bild gut erkennen. Rechts von mir erahne ich Dich. Mit einem Briefumschlag in der Hand. Als Postmann verkleidet.“

Carmen-Francesca Banciu
Ilsebill salzt nach. Roman
320 Seiten, Hardcover. ISBN: 978-3-96258-130-5.
PalmArtPress Berlin
ET: 24. April 2023

Buchvorstellung auf der Leipziger Buchmesse
Freitag, den 28. April 2023, 12.00 – 12:30 Uhr
Forum Literatur Halle 5, Stand E602

Die Autorin
Im rumänischen Lipova geboren, studierte Kirchenmalerei und Außenhandel in Bukarest. Sie kam 1991 nach Deutschland auf Einladung des Künstlerprogramms des DAAD. Seit 1992 lebt sie als freie Autorin in Berlin, schreibt Beiträge für Rundfunk und Zeitungen, leitet Seminare für Kreativität und kreatives Schreiben. Seit 2013 ist sie Mitherausgeberin und stellvertretende Direktorin des transnationalen, interdisziplinären und mehrsprachigen e-Magazins Levure Littéraire. Banciu erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, zuletzt wurde der Roman Lebt wohl, Ihr Genossen und Geliebten! für den Deutschen Buchpreis nominiert. Ihre Texte wurden in mehrere Sprachen übersetzt.

Pressestimmen (Zitate über den Vorgängerroman „Lebt wohl, Ihr Genossen und Geliebten“ PalmArtPress 2018):

„Was für ein Buch, welch bühnenreife Sprache! […] Der Roman verschränkt auf eindrucksvolle Weise den Abschied von einem Elternteil und einer gesellschaftlichen Vision.“ Hendrik Werner, Weser Kurier

„Atemlos und packend erzählt die deutsch-rumänische Schriftstellerin von einer schwierigen Vater-Tochter-Beziehung […] Das Buch ist jenseits der dramatischen Handlung ein witziger Roman: psychologisch realistisch und sprachlich subtil.“ Stefana Sabin, Neue Züricher Zeitung

„Die reduzierte Sprache, die eigenwillige Interpunktion, das Stakkato der Sätze verleihen diesem streng komponierten Buch seinen Rhythmus, seine Musikalität – und stellen es passagenweise sogar zwischen Prosa und Vers.“Judith Leister, Neue Zürcher Zeitung

„… ein bewegendes Buch …, das zu fesseln vermag und gerade auch wegen der hohen Suggestivkraft ihrer lyrischen Sprache nur zu empfehlen ist.“ Anke Pfeiffer, Literaturkritik 

Zitate über den Vorgängerroman „Lebt wohl, Ihr Genossen und Geliebten“ PalmArtPress 2018

Kleine Werkauswahl:
Lebt Wohl, Ihr Genossen und Geliebten!, PalmArtPress 2018
Vaterflucht:  Volk und Welt 1998, Rotbuch 2009, PalmArtPress 2021
Das Lied der traurigen Mutter, Rotbuch 2007
Ein Land voller Helden, Ullstein 2000, Rotbuch 2009, PalmArtPress 2019
Berlin ist mein Paris, Ullstein 2002, Rotbuch 2007, PalmArtPress 2017
Filuteks Handbuch der Fragen, Rotbuch 1995, PalmArtPress 2017
Fenster in Flammen, Rotbuch 1992, PalmArtPress 2015

 

Pressekontakt:
Margarete Schwind T: 030 31 99 83 20, 0171 991 7714, E-Mail: ms@nullschwindkommunikation.de