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Heft 4: Ab dem 10. Mai im Handel

Berlin, 7. Mai 2014 –  „Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst“, urteilte Paul Watzlawick abgeklärt, aber munter über unsere Zeit. Nüchtern betrachtet erscheint die Welt – von Songcontest bis Krim-Krise – viel zu absurd, als dass ein ernsthafter Umgang mit ihr noch adäquat erscheint. Ernst ist eindeutig und klar, das passt kaum noch zu einer Gegenwart, die längst über ihre Mehrdeutigkeiten aufgeklärt ist. Da wird Humor zur letzten angemessenen Haltung gegenüber einer Moderne, die uns vornehmlich absurd erscheint. Im Humor kann man den Unzulänglichkeiten der Welt mit heiterer Gelassenheit begegnen – ohne sie ironisch abzutun.
Brauchen wir eine neue Humorkultur? DIE EPILOG hat nach Anknüpfungspunkten für eine gewitzte Haltung zu unserer Zeit gesucht.

Amüsante Menschen
Im Lachen kommt der Mensch an seine Grenzen und entdeckt dabei eine neue Welt, verrät uns der Anthropologe Helmuth. Doch Humor ist nicht immer witzig, meist sogar tragisch. Beim geisteskranken Friedrich Nietzsche ist er der Vorbote zum Tod und dennoch bringt er seine letzten lichten Gedanken. In der Parodie entdeckt Nietzsche das Mittel, um alle Moral infrage zu stellen. Fips Asmussen, der deutsche Kalauerveteran, hingegen rettet sich in endlose Witzeschleifen, obwohl er lieber tragische Liebeslieder schmettern würde. Empörung war es, die Vicco von Bülow zum Lachen brachte. Mehr Humor hat er sich gewünscht, denn Selbstironie ist für ihn eine demokratische Pflicht.

Lustige Geschichte
Humor ist subversiv, erklärt Alexander Kluge in einem Interview über den Witz der Geschichte und spricht über den ernsten Helge Schneider. Aber auch die Berliner wussten sich mit Witz stets zu wehren, weiß der Bremer Helmut Höge. Der dritte Earl von Shaftesbury erhob die Lächerlichkeit gar zum politischen Argument, was die „Beste Partei“ vor drei Jahren mit dem Wahlsieg in Reykjavík untermauerte. Ihre absurden Wahlversprechen können es fast mit der jüdischen Tradition charmanter Unverschämtheiten, dem Chuzpe, aufnehmen.

Witzige Gesellschaft
Denn ernst meinen dürfen wir – möchte man Richard Rorty vertrauen – eigentlich gar nichts mehr. Wladimir Kaminer schreibt: In Russland hat man das eigentlich immer gewusst, läuft aber gerade Gefahr, es wieder zu vergessen. Doch auch in den USA hat Jon Stewart mit seiner Daily Show viel Mühe, täglich daran zu erinnern, dass man die Welt im Spaß besser versteht. Er nutzt die Satire für den besten TV-Journalismus, den die USA heute zu bieten haben. Hierzulande muss die Erkenntnis, dass Humor komplexe Zusammenhänge besser verständlich macht, offensichtlich erst noch verbreitet werden, verrät Katrin Hansmeier vom Deutschen Institut für Humor im Interview. Anton Hart meint, gerade in Deutschland fängt der Spaß erst an, wenn es boshaft wird. Doch das kann man auch übertreiben.

Absurde Moderne
Übertreibung ist für Susan Sontag jedoch eines der wichtigsten Merkmale der modernen Popkultur. Sie soll die schnöde Ironie ablösen. Der Seriengründer Rafael Horzon hat das eingesehen, gar nichts mehr ironisch gemeint und betreibt seinen Spaß nur noch im Ernst. Dabei zeigt er, dass unsere Gesellschaft selten so seriös ist, wie sie tut. Die Internet-Trolle nehmen ihren gesellschaftlichen Auftrag dafür gelegentlich so ernst, dass sie vergessen, dass eigentlich alles nur Spaß sein sollte. Dabei ist es gerade die Lust an der Anarchie, der lulz, der sie für das Netz unverzichtbar macht. Die postmoderne Literatur hadert bereits mit der gleichgültigen Haltung des Humors. Sie fragt sich: Wann kann man endlich mal wieder etwas ernst nehmen?

Mit Herausgeber Mads Pankow und Redakteurin Maybrit Hillnhagen stehen Ihnen zwei Expert*innen zur neuen Humorkultur gerne für Interviews und Nachfragen zur Verfügung.
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Mail: pankow@nulldie-epilog.de

Pressekontakt
Margarete Schwind
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