Wie man radikal wird. Dietrich Plückhahns Selbsterkundung seiner kommunistischen Parteivergangenheit in der SEW

Berlin, 11. Juli 2018 – Dietrich Plückhahn ist als Gymnasiast in die SEW eingetreten,  bald danach erblindet, ausgetreten und Jurist geworden. Darüber hat er ein Buch geschrieben – mit folgender Motivation:  

„Mich beschäftigt bis heute die Frage, warum sich nach 1968 in kürzester Zeit junge Menschen in großer Zahl radikalisiert und politisch fragwürdigen Systemen an den Hals geworfen haben. Die verschiedenen marxistisch-leninistischen Strömungen, egal ob sie nun am maoistischen China oder an der Sowjetunion orientiert waren, hatten eines gemein: die fundamentale Ablehnung der bundesdeutschen Rechtsstaatlichkeit und die Bereitschaft, sich bis zur Selbstaufgabe extrem autoritären und hierarchischen Organisationsstrukturen zu unterwerfen. Ganz im Kontrast übrigens zu der noch kurze Zeit zuvor verbreiteten antiautoritären Strömung in der 68er-Bewegung. In meinem Buch setze ich mich anhand meiner eigenen Entwicklung, die mich als Gymnasiast in die SEW, die Sozialistische Einheitspartei Westberlins, trieb, auseinander. 1976, als 21-jähriger, habe ich die SEW wieder verlassen. Diese Abkehr vom Marxismus-Leninismus war nicht ganz einfach und mit persönlichen Friktionen verbunden. Es ist eine in manchen Teilen exemplarische Geschichte von Radikalisierung und Entradikalisierung. Es ging mir vor allem darum, eine gesellschaftliche Stimmung und einen Zeitgeist zu beschreiben, der radikale Gruppierungen, zumindest vorübergehend, für viele junge Menschen so attraktiv machte. 1968 und was danach geschah, wird sich so nicht wiederholen. Aber unter anderen Vorzeichen sind ähnliche Entwicklungen mit einer entsprechenden Radikalisierungsgefahr vorstellbar.“  

Dietrich Plückhahn
Mein kleiner Verrat an der großen Sache.
Taschenbuch 10,00 €, ISBN: 978374671223
Ebook 4,99 € ISBN: 978-3-7427-4569-9

Die kritisch-ironische Rückschau eines ehemals Linksradikalen auf seine kommunistische Parteivergangenheit in der SEW. Der zwischenzeitlich erblindete Autor vermutet allerdings, die richtige Sicht auf die Dinge nur wegen seiner Blindheit verloren zu haben. Er erzählt seine Geschichte deshalb aus der Haltung desjenigen heraus, der für seine Abkehr von der revolutionären Sache eigentlich gar nichts kann.

Man erfährt in diesem Buch viel über die selbsternannten Klassenkämpfer der Nach-68er Jahre, über ihren von Argwohn geprägten Umgang miteinander und ihre oft bis ins Lächerliche gehende Realitätsferne. Darüber hinaus gewährt der Autor Einblick in die manchmal kurios anmutende Lebenswelt eines Menschen, der sich auf seinen Gehörsinn, seinen Tastsinn und seine Intuition verlassen muss.

Dietrich Plückhahn lebt als Jurist und Musiker in Berlin und freut sich auf Veranstaltungen und Diskussionen mit dem Publikum.

 

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