SchweinezeitenBerlin, 17. Oktober 2013 | Gary Victor, Freunden der haitianischen Literatur bereits durch den Erzählband „Der Blutchor“ bekannt, ist auch ein erfolgreicher Krimiautor. Aber noch mehr: Er hat ein neues Genre geschaffen, den Voodoo-Krimi. Unter dem Titel „Schweinezeiten“ (Saison de porcs) erscheint einer dieser Romane jetzt erstmals auf Deutsch im kleinen Spezialverlag Litradukt – dem Haus für Literatur aus Haiti.

Ein drückend heißer Sommer in Haiti. Inspektor Dieuswalwe Azémar hält sich für eine gescheiterte Existenz. Unfähig, sich mit dem Zynismus der Kollegen und der herrschenden Korruption abzufinden, sucht er Trost im Alkohol. Erst als das Leben seiner Tochter in Gefahr gerät, erwachen die Reflexe, die er als Elitepolizist gelernt hatte: Dirty Harry zieht mit seiner Beretta und Zuckerrohrschnaps in den Kampf gegen das Verbrechen. Welche okkulte Organisation verbirgt sich hinter der „Kirche vom Blut der Apostel“? Was hat der seltsame Traum seiner Tochter zu bedeuten? Und was hat das mit der unglaublichen Verwandlung zu tun, die mit Azémars ehemaligem Assistenten vor sich geht?

In Gary Victors Werken verbinden sich überbordende Phantasie, beißende Sozialkritik und der schwarze Humor, der schon den „ Blutchor“ zu einem „grausigen Vergnügen“ (Gert Blase, Rheinzeitung) werden ließ, mit dem Hang zum Surrealen und Makaberen. Eine Mischung, die Dieuswalwe Azémar in Haiti, wo der magische Realismus täglich gelebt wird, bereits zur Kultfigur gemacht hat. Ein kurzer, harter Krimi aus dem Land des Voodoo, je abgedrehter, desto wirklichkeitsnäher. Skandinavische Krimis hat jeder…

Gary Victor: Schweinezeiten
Aus dem haitianischen Französich von Peter Trier. Softcover, 130S.. 11,90 EUR, ISBN 978-3-940435-11-8

Ab dem 21. Oktober 2013 in jeder Buchhandlung. Im Verlag Litradukt. Literatureditionen Manuela Zeilinger-Trier.

Der Autor: 1958 in Port-au-Prince, Haiti, geboren, war zunächst Agronom. Er gehört zu den meistgelesenen Schriftstellern seines Landes, dessen  Gestalten feststehende Typen geworden sind. Außer Romanen, Erzählungen und Theaterstücken, für die er mit mehreren Preisen, darunter demPrix du livre RFO und dem Prix littéraire des Caraïbes ausgezeichnet wurde, schreibt Victor auch Beiträge für Funk und Fernsehen – in Haiti regelmäßig Aufreger. Außerdem war er Chefredakteur der Tageszeitung „Le Matin“. Sein klarer Blick auf die Gesellschaft hat ihn zum subversivsten Gegenwartsautor Haitis werden lassen. Auf Deutsch: der Erzählband „Der Blutchor“ (litradukt, 2007), von bekannten Schauspielern als Hörbuch vertont. Bisher nicht übersetzt sind die Romane „La piste des sortilèges“ (Port-au-Prince 1996, La Roque d’Anthéron 2002), „A l’angle des rues parallèles“ (Port-au-Prince 2000, La Roque d’Anthéron 2003), „Les cloches de La Brésilienne“ (La Roque d’Anthéron, 2006) und „Soro“ (Montreal, 2012, 2014 bei Litradukt).