Wandern – Die Wege der Gedanken
Sonderheft des Philosophie Magazins ab 22. Juni im Handel

Berlin, 21. Juni 2018 – Wer geht, sieht mehr, lebt länger – und denkt besser. Einsichten, die schon antike Philosophen mit heutigen Hirnforschern teilen. Tatsächlich ziehen sich das Denken im Gehen und das Nachdenken über das Gehen wie feine rote Fäden durch die Geschichte der Philosophie und der Literatur. Viele große Dichter und Denker schätzen das tägliche Gehen in Wäldern oder Städten – als Flaneure oder Wanderer.

Ausgewählt und „erdacht“ von Chefredakteurin (Sonderhefte) Catherine Newmark. Darin u.a. exklusive Interviews mit Kurt Bayertz, Gerd Kempermann, Frédéric Gros und Thea Dorn sowie Originaltexte von Henry David Thoreau, Jean-Jacques Rousseau, Walter Benjamin, Søren Kierkegaard, Friedrich Nietzsche, Simone de Beauvoir und vielen anderen.

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1.Kapitel „Erste Schritte“:
„Jeder Ort der Zurückgezogenheit braucht einen Wandelgang. Meine Gedanken schlafen ein, wenn ich sitze; mein Geist rührt sich nicht, wenn meine Beine ihn nicht bewegen – wie es allen ergeht, die ohne Buch studieren.“ (Michel de Montaigne)

Symbol für die Freiheit des Menschen – Gespräch mit Kurt Bayertz
Der Philosoph erklärt die fundamentale Bedeutung des aufrechten Gehens für das menschliche Selbstverständnis.
Zitat:
„Der Mensch ist nicht an die Erde festgeklebt, wie das Tier, sondern er bewegt sich frei auf der Erde, und diese Freiheit bezahlen wir mit dem Risiko des Sturzes.“

Gehirne sind zum Gehen da – Gespräch mit Gerd Kempermann
Wenn Philosophen in Säulenhallen lustwandeln oder auf einsamen Waldspaziergängen dem Gang der Welt nachgrübeln, dann kann der Neurowissenschaftler das erklären: Gehen ist dem Denken zuträglich, weil Gehirne erst im Zusammenhang mit der Bewegung entstanden sind.

2. Kapitel „Wo wir gehen“:
In der Landschaft aufgehen – Gespräch mit Frédéric Gros
Zitate:
„Im Alltag ist man jemand mit einem Namen, einer Geschichte, doch wenn man wandert, liegt das Interesse darin, keine Geschichte mehr zu haben, eben nur ein wandernder Körper zu sein.“

„Das Gehen erlaubt es, eine Erfahrung von Vertrautheit mit sich und mit der Welt wiederzufinden.“

Außerdem Spaziergänge, Wanderungen und Flanerien mit Simone de Beauvoir, Henry David Thoreau, Jean-Jacques Rousseau, Walter Benjamin, Franz Hessel und Georg Friedrich Wilhelm Hegel…
Zitate:
„Ich glaube, dass ich meine körperliche und geistige Gesundheit nur bewahren kann, wenn ich regelmäßig schlendere, täglich mindestens vier Stunden, meist sogar mehr, durch den Wald und über Hügel und Felder, gänzlich frei von allen weltlichen Belangen.“ (Henry David Thoreau)

„Der Müßiggang des Flaneurs ist eine Demonstration gegen die Arbeitsteilung.“ (Walter Benjamin)

3. Kapitel „Wie wir gehen“:
Ich gehe, also denke ich – Gespräch mit Michel Serres
Der französischen Denker ist einer der passioniertesten Wanderer. Gehen fällt für ihn mit Rhythmus, Gesang, Musik zusammen, aber auch mit Denken und Schreiben.
Zitat:
„Die Inspiration geht vom Atem des Gehens aus.“

Das deutsche Wandern – Gespräch mit Thea Dorn
Die Publizistin, selbst passionierte Wanderin, erklärt, aus welchen Tiefen der Geschichte sich die deutsche Wanderlust nährt und welche Verbindungen sie zu weniger unschuldigen Formen des Nationalismus unterhält.
Zitate:
„Im Zeitalter der Aufklärung und mehr noch in der Romantik wurde das Wandern für die Deutschen zu einer Art säkularisiertem Pilgern. Ersatzgottesdienst an der frischen Luft.“

„Ich bin geneigt, im Wandern eher etwas Widerständisches zu sehen, weil ihm das Moment der Unberechenbarkeit, der Anarchie nicht auszutreiben ist.“

Die Abenteuer der Langsamkeit – Essay von Pascal Bruckner
Der bekannte Vertreter der französischen „Nouvelle Philosophie“ polemisiert gegen die heutige Geschwindigkeit, deren Preis das Eingesperrtsein in engen Blechkisten ist, und erinnert an die Freiheit, die der spezifischen Langsamkeit des Gehens inne liegt 

Außerdem in diesem Kapitel zahlreiche Denkwege und Gangarten  von Søren Kierkegaard, Honoré de Balzac, George Sand, Karl Gottlob Schelle, Johann Gottfried Seume, Adolph Freiherr von Knigge, Robert Walser, Thomas Bernhard, Peter Handke…
Zitate:
„Verlieren Sie vor allem nicht die Lust dazu zu gehen: ich laufe mir jeden Tag das tägliche Wohlbefinden an, und entlaufe so jeder Krankheit; ich habe mir meine besten Gedanken angelaufen, und ich kenne keinen Gedanken, der so schwer wäre, dass man ihn nicht beim Gehen loswürde.“ (Søren Kierkegaard)

„Man gehe nie ohne Gewehr, wenigstens nie ohne Stock.“ (Adolph Freiherr von Knigge)

„Die besten Reisenden und diejenigen, welche am wenigsten Geräusch machen, sind die Deutschen, treffliche Fußgänger, unerschrockene Raucher und alle ein wenig Musiker und Botaniker.“ (George Sand)

4.Kapitel „Warum wir gehen“:
Gute Gründe zu gehen – Essay von Florian Werner
Zitat:
„Es geht beim Wandern nicht darum, sein ‚wahres Selbst‘ zu finden, eine wie auch immer geartete Identität wiederzuerlangen. Es geht vielmehr darum, diese hinter sich zu lassen.“

Der Gang zur Erleuchtung – Gespräch mit Alexis Lavis
Warum Meditieren im Gehen in mancher Hinsicht sogar einfacher ist als im Sitzen oder Liegen erklärt der Philosoph und Spezialist für chinesisches Denken
Zitat:
„Der denkende Körper ist derjenige, der sich bei der Meditation im Gehen selbst versteht.“

Dazu in diesem Kapitel politische Märsche, Entdeckungsreisen und Wanderungen zur inneren Freiheit von Friedrich Nietzsche, Isabelle Eberhardt, Thomas Mann, Ernst Jünger, Hans Jürgen von der Wense, Otto Friedrich Bollnow…
Zitate:
„Wandern ist kein Vergnügen, es ist Gottesdienst.“ (Hans Jürgen von der Wense)

„Wer nur einigermaßen zur Freiheit der Vernunft gekommen ist, kann sich auf Erden nicht anders fühlen, denn als Wan­derer.“ (Friedrich Nietzsche)

 

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