Philo-Cover_4.17Kann uns die Liebe retten? 
Philosophie Magazin Heft 4 / 2017 erscheint am 18. Mai

Berlin, 16. Mai 2017 – Die Liebe ist das vielleicht stärkste Gefühl, das der Mensch kennt: magisch, mitreißend, buchstäblich unbeschreiblich. In einer Welt, die von einer Krise in die nächste taumelt, scheint sie jedoch immer schwerer zu finden. Nicht zuletzt, weil sie auf Datingportalen zunehmend als austauschbare Ware erscheint. Dabei könnte es aber gerade die Liebe sein – ob als romantisches Glück oder freundschaftliche Tiefe –, die uns vor dem rettet, was uns derzeit am meisten bedroht: Vereinzelung, Effizienzdenken, Identitätswahn. Doch wie müsste diese Liebe aussehen? Bedarf sie womöglich einer Neu- Erfindung? Öffnet sie uns die Welt, oder ist sie eine Flucht vor ihr? Kann sie sogar ein politisches Konzept sein?

Dossier
Kann uns die Liebe retten?
Einführung von Nils Markwardt, der analysiert, warum wir die Liebe heute immer seltener finden.
Zitate:
„Das rauschhafte Ideal der Fusion ist heute zu einer Art Wellnessanwendung verflacht.“

„Die Liebe rettet uns vor der modernen Zumutung, ganz aus uns selbst heraus ein einzigartiges Individuum werden zu müssen.“

 „Ein Ereignis, das uns einen ersten Sinn schenkt“Gespräch mit Alain Badiou
Zitate:
„Die Liebe ist die einzige Lösung für die radikale Einsamkeit.“

„Datingportale, die uns sagen, dass wir nur den lieben sollen, der uns ähnlich ist, stehen im Dienst identitärer Visionen. Diese moderne Form von arrangierter Ehe hat nichts mit Liebe zu tun!“

„Man kann in der Liebe ein Moment der Auflehnung sehen. Das nenne ich ‚minimalen Kommunismus‘.“

 Hannah Arendt und Martin Heidegger – „Das Dämonische hat mich getroffen“ –  Wolfram Eilenberger schildert die gleichermaßen einzigartige wie philosophisch bedeutsame Beziehung.
 Zitate:
„Heidegger plant die Zusammenkünfte mit höchster Sorgfalt. Vorrangig zu Hannahs Schutz, natürlich. Es wird über Lichtzeichen am Fenster oder Kreidesymbole auf der Lieblingsparkbank kommuniziert.“

„Im Gegensatz zu Martin Heidegger sollte sich Hannah Arendt dem Ereignis ihrer geteilten Liebe auch philosophisch gewachsen zeigen. Heidegger fand für den dämonischen Einbruch des Du, den er in seinen Briefen an Arendt als existenzielle Befreiung beschwört, in seinem Denken nie einen wesentlichen Platz.“

„Die Linie (des Existenzialismus) führt hier direkt bis zu dem heroischen Eigentlichkeitspathos der (von Heidegger tief geprägten) männlichen Leitgestalten der 1968er-Revolution“

Erkenne deine Liebe –  Wilhelm Schmid kommentiert fünf ganz persönliche Liebesgeschichten.
Zitat:
„Liebe ist dann haltbar, wenn sie atmen kann. Wenn man einatmet und die volle Liebe in sich spürt und beim Ausatmen vielleicht auch mal nichts spürt.“

Risiken und Nebenwirkungen –  Margarete Stokowski zeigt, wie das Konzept der Liebe ins Politische überführt werden kann
Zitate:
„Wenn wir eine Form von Liebe, die ohne Selbstaufgabe auskommt, ins Politische übertragen können, führt uns das mitten in die Revolution. ..Liebe, die wir auch unter einem anderen Begriff kennen: Solidarität.“

„Im schlimmsten Fall funktioniert Liebe so, dass Frauen sie herstellen und Männer sie essen.

Was macht die grosse Liebe aus? – Silvia Bovenschen und Alexander Garìa Düttmann diskutieren über ein unerhörtes Gefühl:
 Zitate:
„Ich brauche keine Literaturpreise mehr in meinem Leben. Was mich in dieser Welt hält, das ist die Liebe.“ (Bovenschen)

„Ob es in unserem entpolitisierten und infantilisierten Raum überhaupt noch eine Chance für die Entstehung .. (von Liebe)…  gibt, bezweifle ich.“

 „Wer politische Probleme mit Liebe kurieren will, hat keinen Begriff von Politik.“ (Düttmann)

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Außerdem im Heft

Wie kann man die Tyrannei aufhalten?  – Timothy Snyder warnt vor einem neuen Faschismus und gibt Hinweise zum Widerstand
Zitate:
„Vor unseren Augen verwandeln sich die USA in eine Kleptokratie osteuropäischen Stils.“

 „Ich vermute, dass der britische Staat in der Form, in der wir ihn kennen, den Brexit nicht überleben wird.“

Es gibt eine deutsche Leitkultur: Die Grünen!von Wolfram Eilenberger
Während Ökokanzlerin Merkel zur globalen Leitgestalt aufsteigt, stecken die Grünen in einer existenzbedrohenden Krise. Über die urdeutschen Wurzeln eines politischen Paradoxes

„Der Mensch ist ein Fluchttier“ – Alexander Kluge erklärt im Gespräch mit PHILIPP FELSCH woher sein Vertrauen in den Menschen kommt
Zitate:
„Ich bin in der Kritischen Theorie zu Hause. Die Kritische Theorie sagt, dass es immer einen Ausweg gibt. Wenn die Wirklichkeit den Menschen demütigt und entmündigt, dann glauben wir eben nicht an diese Wirklichkeit.“

„Als Ganze betrachtet sind Zivilisationen ja hoch aggressiv gebaut. Unsere Zivilisation hat zum Beispiel den Blitzkrieg erfunden. Aber in ihrem aggressiven Bau gibt es Keller und Dachgeschosse, in denen die seltsame Möglichkeit lagert, dass es umgekehrt auch so etwas wie „Blitzfrieden“ geben kann.“

Indiens Kampf um den stillen OrtReportage über ein Indien mit Toiletten und ein großes Experimentierfeld für biopolitische Strategien – von Jack Fereday

„Ich misstraue der Trennung von Philosophie und Kunst“ – Interview mit Paul B Preciado, der das Rahmenprogramm der documenta 14 kuratiert. Er erläutert, warum der Umzug nach Athen an den politischen Grundimpuls der Ausstellung anknüpft
Zitat:
„Von der documenta 14 als Krisentourismus zu sprechen, ist herablassend gegenüber den Griechen und ignoriert die Inhalte des Projekts.“ 

Der Klassiker:
Lévi-Strauss und die Barbarei

 

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