Warum machen wir nicht mehr aus unserer Freiheit?
Philosophie Magazin Heft 5/2018 erscheint am 12. Juli  

Berlin, 11. Juli 2018 – Wir sind so frei wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit. Und doch fühlen wir uns getrieben durch inneren Leistungszwang. Warum nicht ausbrechen, weniger arbeiten, Widerstand leisten? Sind wir zu feige? Zu vernünftig? Zu faul?

Dossier:
WARUM MACHEN WIR NICHT MEHR AUS UNSERER FREHEIT?
Darin u.a.:

Helden des Nichts-Tuns – Einführung von Nils Markwardt
 Um seine eigene Freiheit zu verwirklichen, muss man den inneren Willen von äußeren Zwängen überhaupt erst einmal unterscheiden können. 

Die abweichende Erwartung ist eine Bedingung des Lebens“ – Robert Pfaller
… erklärt, warum wir uns das Leben schwer machen, wenn wir glauben, dass wir erst wahrhaft frei sind, wenn wir unsere Träume verwirklichen.

Das bedingungslose Grundeinkommen Christoph Butterwegge fordert Richard David Precht heraus
… in einem Streitgespräch über neoliberale Fallstricke und die Zukunft der Arbeit.
Zitat:
„Weil jeder das Gleiche bekommt, ändert es weder viel an der relativen Einkommensarmut, noch tastet es den Vermögensreichtum an und verringert die soziale Ungleichheit.“ (Butterwegge)

„Aus philosophischer Perspektive ist Gerechtigkeit ein Fass ohne Boden.“ (Precht)

Mehr Freiheit? Bessere Freiheit! Essay von Claus Dierksmeier
Für den Professor für Globalisierungsethik an der Universität Tübingen ist die Frage falsch gestellt. Was wir brauchen, ist keine Ausdehnung von Handlungsoptionen, sondern ein neuer, werteorientierter Freiheitsbegriff. 

„Hören wir auf, vorauseilenden Gehorsam zu üben“ – Interview mit Nina Verheyen
Zitat:
 „Im heutigen Alltagsverständnis steht Leistung häufig nur für Erwerbsarbeit. Es kommt uns kaum in den Sinn, dass es auch eine Leistung ist, wenn man Zeit mit seinen Kindern verbringt oder Freunden, wie man so treffend sagt, ‚Gesellschaft leistet‘“

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Gesellschaft und Politik  

„Souveränität ist eine Fiktion“ Wendy Brown über Mauern
Die Professorin für Politikwissenschaft an der Universität Berkeley wertet die westliche Abschottungspolitik als letzte Zuckung nationaler Souveränität, übt zugleich aber auch Kritik an Kosmopolitismus und Globalismus
Zitate:
„So ist auffällig, dass Kosmopoliten oft über ihre eigene Form der Abgrenzung und Einkapselung verfügen: Reichtum. Viele Kosmopoliten haben eine Schutzhülle, durch die sie überall Komfort und Vertrautheit herstellen können.“

„Als kritischer Geist muss man sich die Frage stellen: Welche Art von Einhegung ist für Menschen nötig, um ein gesundes, stabiles, offenes Leben zu führen?“

Zur Fünf-Sterne-Bewegung:  „Das Gemeinwohl ist etwas anderes als der Wille aller“ Interview mit Jan-Werner Müller
Die Internetplattform der Fünf-Sterne-Bewegung trägt den Namen „Rousseau“. Was die Philosophie des Aufklärers über die Politik der Populisten verrät.
Zitat:
 „Die Chefs der Fünf-Sterne-Bewegung könnten das empirische Ergebnis von Online-Partizipation – sogar wenn sich alle einig sind – immer wieder infrage stellen, indem sie behaupten, im Internet hätten die Mitglieder leider nur den Willen aller und nicht den allgemeinen Willen – also das genuine Gemeinwohl – gefunden.“

Die gereizte Gesellschaft – Dialog mit Bernhard Pörksen und Marie-Luisa Frick
Der Medientheoretiker diskutiert mit der Philosophin Marie-Luisa Frick über die tiefe Krise der Demokratie in der gegenwärtigen Diskurskultur
Zitate:
„Das Medium ist nicht die Botschaft, aber es radikalisiert sie…Mir scheint, als befänden wir uns momentan in einer Phase der mentalen Pubertät im Umgang mit den neuen Medienmöglichkeiten. Hier zu einer anderen Reife zu gelangen, ist eine zentrale Bildungsaufgabe“ (Pörksen)

„Die Idee einer Epistokratie, also eine Herrschaft der Klugen und der Philosophen, halte ich für extrem bedenklich.“ (Frick) 

„Der Klassenkampf ist kein Spaziergang“ – Gespräch mit Antonio Negri:
Zitat:
zu Italien: „Europa war nie eine Hilfe, vielmehr wurde Italien vom Neoliberalismus verwüstet. Heute bekommen wir die Folgen zu spüren. …Ich sehe die Gefahr, dass die souveränistischen, populistischen Lösungen, von links wie von rechts, nicht nur in Italien, sondern in ganz Europa bedeutende Kräfte werden, wenn sich die neoliberale Politik der EU nicht schleunigst ändert. Aber da bin ich ziemlich pessimistisch.“

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Außerdem:

Wille und Wahn – von Philipp Hübl, Eine Reportage aus der Psychiatrie
Martin Lindheimer wurde gegen seinen Willen in der Psychiatrie festgehalten. Allein in Deutschland gibt es jährlich 120 000 Zwangseinweisungen.Wo genau endet unsere Autonomie? Ist eine Psychiatrie ohne Zwang bloße Träumerei – oder eine lohnende Utopie?

Klassikerdossier: Charles Darwin und die menschliche Natur
In welcher Weise die natürliche Auslese uns noch immer als Leitbild für unser Verständnis des menschlichen Verhaltens dient, erklärt der Biologe und Philosoph Philippe Huneman in seinem Essay.

 

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