Young Euro Classic 2010 - Baltic Youth Philharmonic - Dirigent: Kristjan JŠrvi

Young Euro Classic macht’s noch einmal:
Zweite Runde im Admiralspalast (8. – 17. August) / Große Orchester-konzerte und experimentierfreudiger Mix 

Berlin, 7. August 2014 – Berlin und seine Besucher brauchen sich in diesem Sommer wahrlich nicht zu langweilen, denn Young Euro Classic macht‘s noch einmal: Das Festival der besten Jugendorchester der Welt geht in die zweite Runde – vom 8. – 17. August. Diesmal im Admiralspalast.

Nach der begeisternden ersten Halbzeit in der Philharmonie – mit fast 10.000 Besuchern in fünf Konzerten – können sich Musikfreunde nun auf ein Programm freuen, das ganz den Geist des neuen Ortes trifft – mit großen Orchesterkonzerten, hollywoodtauglicher Operette, klassischer chinesischer Oper und Madrigalen der Renaissance, Ballett, Tanz um Leben und Tod (ohne Tänzer!), Musik aus der mongolischen Steppe, Jazz, der Klassik umarmt, und einem Composer Slam zum Mitmachen.

Den Auftakt macht das Joven Orquesta Nacional de España mit einer deutsch-spanischen Liebeserklärung (8. August). Unter der Leitung des erfahrenen Dirigenten und ausgewiesenen Orchester-Pädagogen Lutz Köhler erfrischen sie das Publikum mit einem vorlauten Till Eulenspiegel und der Rosenkavalier-Suite von Richard Strauss. Dazwischen zwei Mitbringsel aus der Heimat: eine Uraufführung von Alejandro Moreno und eine Huldigung an die Stadt Sevilla – entstanden 1920 von dem bei uns fast unbekannten Komponisten Joaquín Turina.

14 bis 19 Jahre sind sie alt, die Spitzentalente Deutschlands im Bundesjugendorchester. Sie bringen Felix Mendelssohn Bartholdys zauberhaft jugendliche Ouvertüre zum Sommernachtstraum mit und scheuen auch die Herausforderung nicht, mit Bruckners Symphonie Nr. 4. Anspruchsvoll und selten gehört: Werke von Alma Mahler-Werfel – „Lieder für Mezzosopran“, die um 1901 und 1910 entstanden sind (9. August).
 
Ein ganz besonderes Experiment wagt die Junge Deutsche Philharmonie einen ganzen Sonntag lang (10. August). Man kann dem Aufruhr nachspüren, den im Jahr 1913 eine völlig neuartige Musik verursachte. Vormittags um 11 Uhr wird jenes legendäre Wiener Konzert nachgespielt, das als „Watschenkonzert“ in die Geschichte einging: mit Stücken von Anton Webern, Alexander Zemlinsky, Arnold Schönberg und Alban Berg. Im Composer Slam um 16 Uhr ist das Publikum von heute aufgerufen, über neue Werke abzustimmen. Das Abendkonzert um 20 Uhr führt alles zusammen: Publikumssieger des Composer Slams, aufrührerische Moderne und erhabene Klassik mit der Jupiter Symphonie von Mozart.

Der Montag (11. August) gehört dem Tanz. Aber auch der Musik, beide aufeinander bezogen in einem Geflecht von Aufbruchsstimmung und Verletzung der Seele. Im Zentrum des Abends John Neumeiers Bundesjugendballett.  Es führt ins Paris kurz nach der Jahrhundertwende und tanzt zu Werken von Debussy, Ravel, Satie und Strawinsky, dazu legendäre Chansons aus dem Pariser Varieté. Acht Tänzer, acht Musiker, drei Choreographen.

Vom Paris des 20. ins China des 16 Jahrhunderts, experimentierfreudig gewagt im Zusammenspiel mit europäischer Renaissance-Musik. Erstmals ist hier ein Treffen zweier einflussreicher Kunstformen – ein halbes Jahrtausend nach ihrer Blüte – zu erleben: Madrigal-Komödie und Kun-Oper. Protagonisten sind das Suzhou Kun-Opern-ensemble aus der Provinz Jiangsu und das teatro del mondo aus Frankfurt am Main (12. August).

Ballett, Oper, Operette. Und eine Wiederentdeckung. Erich Wolfgang Korngolds „Stumme Serenade“ wirkt ansteckend (13. August). Mitgebracht von der Dutch National Opera Academy aus Den Haag und Amsterdam. Die turbulente Handlung macht daraus Opernparodie, Hollywood-Filmmusik und Kabarett zugleich. Musikalisch begleitet von der NJO (Nationaal Jeugd Orkest) Sinfonietta, ebenfalls aus den Niederlanden. 

Spätestens seit dem Film über das weinende Kamel weiß man, welch existenzielle Rolle Musik und Gesang in der Mongolei spielen. Einzigartig der Untertongesang, der sogar zum Unesco Weltkulturerbe erklärt wurde. Klassischerweise kombiniert mit der Pferdekopfgeige, die einer barocken Gambe ähnelt, dem mongolischen Hackbrett und einer Bassgeige. Das alles zu erleben bei traditioneller Musik aus der Weite der mongolischen Steppe (14. August): Musik für den Himmel, für Tiere, Berge, Seen und Blumen.

Zwei rasante Konzerte am 15. August. Das eine um 20 Uhr ist ein Tanz! Um Leben und Tod. Hier treffen Brahms und Tango zusammen und ein weiterer Skandal der Musikgeschichte – Strawinskys „Le Sacre du printemps“, in einer eher wenig gehörten Fassung für zwei Klaviere. Aber zuvor ein atemberaubender Wettlauf zwischen zwei Schlagwerkern und zwei Pianisten. Die „Ungarischen Tänze“ von Brahms zu vier Händen und danach zwei Tangos von Astor Piazzolla, arrangiert für Marimbaphon und Vibraphon vom Solopaukisten der Berliner Philharmoniker, Wieland Welzel. Um 22.30 Uhr kann man nahtlos in die Young Euro Classic Jazznacht hinübergleiten. Vier Brüder spielen geistreichen und mitreißenden Jazz: Die Agnas Brothers aus Schweden.
  
Und am nächsten Abend trifft Jazz wieder auf Klassik (16. August). Dann aber im Parforceritt von Barock über klassische Moderne bis zu Tango und schwedischer Folklore. Das Konzept des Abends stammt von „Mr. Red Horn“, dem legendären schwedischen Jazzmusiker Nils Landgren. Er moderiert, singt, improvisiert und spielt zusammen mit dem Ensemble O/Modernt Kammarorkester und den Agnas Brothers.

Das große Schlusskonzert von Young Euro Classic 2014 lässt am 17. August das vergangene Jahrhundert mit seinen Tragödien und Höhenflügen noch einmal hörbar werden. Es schließt den Kreis zu den bejubelten Konzerten in der Philharmonie, die dem Jahrhundertgedenken – vom Ausbruch des Ersten und Zweiten Weltkriegs bis zum Mauerfall – gewidmet waren. Das Schleswig-Holstein Festival Orchester präsentiert „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgsky, arrangiert für Blechbläserensemble und Schlagwerk. Als große Erschütterung wird man Schostakowitschs Symphonie Nr. 5. wahrnehmen. Entstanden 1937, in den Jahren der künstlerischen Knebelung in der Sowjetunion und zu Beginn der großen Säuberung. Neben einem lyrischen Satz werden vor allem die martialischen Steigerungen und Dissonanzen im Ohr bleiben. Zum Schluss ein entfesseltes Orchester, aber – trotz der Vorgaben des sozialistischen Realismus – kein neuer Mensch in Sicht. Unter dem Dirigat von Michael Sanderling wird man eine Weile den Atem anhalten.

Vor dem Abschlusskonzert wird wieder der Europäische Komponistenpreis vergeben (17. August, 18 Uhr). Eine Publikumsjury wählt das beste neue Werk aus zehn in diesem Jahr aufgeführten neuen Kompositionen aus. Sechs Uraufführungen und vier Deutsche Erstaufführungen stehen diesmal im Wettbewerb, darunter Werke von chinesischen, südafrikanischen, deutschen und spanischen Komponisten. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert.

Finanziert wird das Festival durch Sponsoren, Stiftungen, Ticketeinnahmen und – gar nicht selbstverständlich – durch viele Privatpersonen, die sich der Spendenkampagne angeschlossen haben. Hauptförderer sind die KfW Stiftung und die Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin. Zu den Partnern gehören der BVR (Bundesverband der Volksbanken und Raiffeisenbanken) und die EnBW (Energie Baden Württemberg). Ihnen allen gebührt besonderer Dank – besonders der Firma Ströer für die Plakatierung, und MMT Network für die verbesserte Akustik im Admiralspalast. Dem Deutschlandradio Kultur danken wir für das besondere Engagement und ebenfalls den Medienpartnern Tagesspiegel, rbb Kulturradio und rbb Fernsehen, zitty Berlin sowie allen Unterstützern und Orchesterpaten.

Tickets erhältlich an allen bekannten Vorverkaufsstellen, auf www.young-euro-classic.de/tickets oder per Hotline 030-8410 8909 Admiralspalast (Friedrichstr. 101, 10117 Berlin), 18 € auf allen Plätzen.